„Man soll aufhören, wenn ́s am schönsten ist“

„Man soll aufhören, wenn´s am schönsten ist“,

sagt der Volksmund. An diese Spruchweisheit habe ich mich nicht gehalten, mein Abschied fällt in eine Zeit, die sicher nicht zu den Highlights in meinem Berufsleben gehört. Zurückgezogen im Schulleitungsbüro oder mit Maske und Desinfektionsmittel im Haus unterwegs – dieses Bild entspricht so ganz und gar nicht meiner Rollenvorstellung als Schulleiterin. Von daher machen es mir die aktuellen Rahmenbedingungen etwas leichter, die Schule zu verlassen und vertrauensvoll in neue Hände zu übergeben. Wenn ich gegangen wäre, als es am schönsten war, wann und wie wäre das gewesen???

So ein Berufsleben mit 40 Berufsjahren ist ereignisreich und die letzten 22 Jahre in der Von-Galen-Schule habe ich als sehr kurzweilig erlebt. Step by step sind wir gemeinsam als Team Entwicklungsschritte gegangen, die mir Freude am Beruf vermittelt haben, dass ich heute sagen kann: Ich bin an jedem Tag gerne in diese Schule gegangen und habe nie bereut, dass ich mich seinerzeit als Schulleiterin in Eichenzell beworben habe. Stellvertretend für alle, die sich auf einen gemeinsamen Weg mit mir eingelassen haben und die es mir leicht gemacht haben, danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung im Alltag und bei vielen Schulentwicklungsprojekten.

Die wichtigsten Personen in einer Schule sind die Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern, die der pädagogischen Arbeit der Schule vertrauen. Stellvertretend bist du lieber Felix heute hier als Schulsprecher anwesend und ich darf dir in dieser Runde zu deinem hervorragenden Schulabschluss mit der Note 1,0 gratulieren. Ihr habt mir als Schulleiterin und den Lehrkräften in all den Jahren das Gefühl gegeben, dass es sich lohnt, mit großem Einsatz für die VGS zu arbeiten. Die Lernergebnisse konnten sich im regionalen Vergleich sehen lassen und ganz häufig gab es positive Rückmeldungen, wenn Schülerinnen und Schüler einen Lernort oder das Ziel eines Ausflugs bzw. einer Klassenfahrt außerhalb der Schule besucht haben.

Glücklich macht mich heute, dass wir in Eichenzell die Hauptschule bewahren konnten. Für den Bildungserfolg halte ich es für wichtig, dass jeder in der für ihn passenden Schulform das rechte Maß an Förderung erfährt. Trotz rückläufiger Schülerzahlen in dieser Schulform ist es während meiner Amtszeit gelungen, in jedem Schuljahr eine HS-Klasse zu bilden und erfolgreich zum Schulabschluss zu führen. Ich danke allen Lehrkräften, die bereitwillig in den Hauptschulklassen auch fachfremd mit großem Einfühlungsvermögen unterrichten und den Hauptschülerinnen und Hauptschülern Stärke und Selbstbewusstsein vermitteln. Stellvertretend geht mein Dank an Sie, Herr Hofmann als Personalrat und engagiertem HS-Lehrer mit der Bitte, es so weiterzugeben. Erfolgreich ist die Hauptschule insbesondere mit dem Programm „Von-Galen-Schule trifft Wirtschaft“, mit dem wir die Schule zur Arbeitswelt hin geöffnet haben, die hier am Standort Eichenzell viele attraktive Ausbildungsplätze für unsere Schulabgängerinnen und –abgänger bereithält. Mein Dank gilt hier insbesondere dem früheren Konrektor Fredy Zech (heute Immenhausen), der das Projekt initiiert hat und dem Team aus der jetzigen Konrektorin zur Wahrnehmung von Schulleitungsaufgaben Martina Ziemann, die es mit Unterstützung von Frau Lüderitz als Arbeitscoach und Frau Maas als Berufseinstiegsbegleiterin bis heute weitergeführt hat. Dank gebührt der IGIR und den Partnerbetrieben, die uns seit langer Zeit verlässlich in unserer Arbeit unterstützen.

Beim Rückblick auf mein Berufsleben erfüllt es mich mit Freude, dass die Von-Galen-Schule als kleinste Realschule in der Stadtregion Fulda eine schulische Partnerschaft mit dem Collège de La Couldre in Montigny am Rande von Paris besiegeln konnte, die lebendig gelebt wird und aus der sich einige private Freundschaften entwickelt haben. Ich hoffe, dass die Begegnungen mit den Freunden aus Frankreich wie Michèlle Parent und Chakib Hallak demnächst wieder möglich sein werden und dass der Schüleraustausch eine gute Zukunft haben wird. Die Schulpartnerschaft – jährlich organisiert und durchgeführt von Dominik Wirths mit Unterstützung von Bettina Faber-Ruffing- steht am Ende eines langen Schulentwicklungsprozesses mit dem ersten Schritt der Einführung des Faches Französisch im Realschulzweig der Von-Galen-Schule. Französisch als Fach will jedes Jahr neu beworben sein, es ist kein Selbstläufer und profitiert von attraktiven Angeboten des Faches wie dem Schüleraustausch. Den Schüleraustausch verdanken wir zu einem beträchtlichen Teil unserem gerade aus dem Amt geschiedenen international gut vernetzten Eichenzeller Bürgermeister Dieter Kolb, der es ermöglicht hat, dass wir eine Schülerdelegation zum europäischen Jugendfestival „Europe on stage“ nach Wicklow/ Irland schicken durften. Zufällig in einem kleinen Café in der Fußgängerzone von Wicklow lernte ich dort beim Cappucino Michèle Parent kennen, die auf der Suche nach einer französisch-irischen Schulpartnerschaft genauso erfolglos schien wie ich auf der Suche nach einer irisch-deutschen. Wir beiden Frauen saßen wie in Corona-Zeiten mit ca. 1,50m Abstand an kleinen Bistrotischen und kamen ins Gespräch. „Tun wir uns doch zusammen, wenn die Iren nicht wollen“, war unsere Idee- und sie funktionierte. Es sind immer wieder schöne Momente, wenn die Franzosen in unsere Schule kommen oder wir Gäste in Frankreich sein dürfen. Dafür danke ich aufrichtig allen genannten Unterstützern, insbesondere aber auch unserer Elternschaft in der VGS, die mit ihrer herzlichen Gastfreundschaft beste Bedingungen für die Begegnungen schafft.

Ein wichtiger Schulentwicklungsschritt für eine zukunftsfähige Von-Galen-Schule war zweifelsohne die Erweiterung des Schulbetriebs auf den Nachmittag. Eine Ganztagsschule und eine klassische Vormittagsschule unterscheiden sich hinsichtlich der Arbeitsorganisation und der Verteilung der Arbeitszeiten diametral voneinander. Ich danke dem Kollegium und heute in Vertretung dem Personalrat, dass die Beschlüsse zur Weiterentwicklung des Ganztagsangebots von einer breiten Mehrheit mitgetragen wurden, obschon jedem klar war, dass tägliche freie Nachmittage damit der Vergangenheit angehören. Für die Schulleitungsmitglieder bedeutet der Nachmittagsunterricht eine Verdichtung der Arbeit. Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Götz, dass Sie unermüdlich und verlässlich an meiner Seite standen und mit hohem Einsatz und großem Wissen täglich –auch in den Ferien - für diese Schule gearbeitet haben. Mehrfach im Schuljahr haben sie neue Stundenpläne gestaltet und dabei nicht lockergelassen, die pädagogischen Ansprüche für guten Unterricht mit den Ansprüchen der Kollegen bezüglich einer Optimierung der Arbeitszeit zu vereinen. Ihr Sachverstand jenseits der pädagogischen Themen -etwa beim Bauen- war in den letzten Jahren von großem Wert. Sie sind auch der richtige Mann, wenn es um die neue Herausforderung der Digitalisierung der Schule geht. Ich wünsche mir, dass Sie der Nachfolgerin Frau Bianka Roth dasselbe Vertrauen entgegenbringen und sich mit ihr in den vielen Fragestellungen des Alltags intensiv beraten.

Danke an Sie, Frau Ziemann, für die Vorbereitung von Feiern und Festen an der Von-Galen-Schule und die selbstverständliche Übernahme von Schulleitungspräsenzen während der Ferienzeiten.

Wir dürfen heute stolz darauf sein, dank der Zuerkennung der Profilstufe II eine Schule mit hervorragender finanzieller und räumlicher Ausstattung zu sein. Es fing alles damit an, dass der damalige evangelische Pfarrer der Trinitatis-Gemeinde Eichenzell Uli Kling-Böhm seine zwei für die Erteilung von Religionsunterricht vorgesehenen Unterrichtsstunden im Rahmen eines Gestellungsvertrages in eine Hausaufgabenbetreuung investieren wollte. Er hatte einen Bedarf gesehen und schnell waren wir uns einig, einen Probelauf zu starten. Die Hausaufgabenbetreuung wurde bestens angenommen. Das Mittagessen in Form von gebackenem Leberkäse auf Brötchen wurde umstandslos vom ehemaligen Hausmeister Jürgen Hohmann zubereitet und die damalige Schulsekretärin Frau Schiffhauer übernahm die Essensausgabe. Zeitgleich wurde an der Von-Galen-Schule der Förderverein gegründet, dessen erster Vorsitzender aus der Elternschaft Markus Aftung mit Unternehmergeist und Knowhow die Schulmensa begründete, in der heute zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, um bei Regelbetrieb die Kinder mit Frühstück, Getränken und Mittagessen zu versorgen.  Die Gründungsmitglieder des Vereins unter ihrem heutigen Vorsitzenden und ehemaligen Konrektor Dieter Unterstab und der Kassiererin von Anfang an Petra Müller-Brandl haben sich all die Jahre mit Herzblut für diesen Verein eingesetzt und werden es auch noch ein Weilchen tun, wenn ein Bedarf besteht. Nur mit Euch mache ich weiter im Förderverein!

Was ist der worst case für die Schulleitung: Wenn ein Lehrer fehlt, wenn die Sekretärin fehlt oder vielleicht der Hausmeister? Ihnen, liebe Frau Roth, darf ich versichern, ein Ausfall der Schulsekretärin trifft die Schulleiterin am härtesten- niemand, der das Telefon bändigt, niemand, der die Post erledigt oder nach einem bestimmten Verwaltungsvorgang sucht und den Rücken freihält für die Aufgaben, die nicht liegen bleiben dürfen. Ich bedanke mich bei Ihnen, liebe Frau Brodrecht, für Ihre uneingeschränkte Unterstützung und die Fröhlichkeit im Sekretariat. Sie waren immer eine stabile Stütze für mich und sind unersetzbar. Dank auch Ihnen Herr Hohmann, der Sie als Hausmeister während der langen Bauphase als verlängerter Arm des Landkreises täglicher Ansprechpartner für uns waren. In allen Fragen des Gebäudemanagements geht nicht ohne Sie.

Dankbar bin ich der vorgesetzten Behörde, dem Staatlichen Schulamt Fulda. Sowohl die langjährig für die Schule zuständige Dezernentin Frau Schramm, als auch Sie, Frau Dr. Urbaniak als neue für die VGS zuständige Dezernentin haben uns als Schule stets mit klaren Personalentscheidungen in ihrer Entwicklung unterstützt. Erst vor wenigen Tagen haben Sie wieder einmal eine von der Schulgemeinde gewünschte Personalentscheidung umgesetzt. Sie hatten stets ein offenes Ohr für die Nöte der Schulleitung und haben ganz im Sinne Ihres Leitbilds in Ihrem Schulamtsprogramm eine Kultur des Dialogs, des Vertrauens sowie der gegenseitigen Wertschätzung und Achtung praktiziert.

Ich danke unserem Schulträger, dem Landkreis Fulda, dass er mit den immer wieder durchgeführten Baumaßnahmen und mit einer soliden Ausstattung die Schulentwicklung maßgeblich unterstützt und gefördert hat. Liebe Frau Doran, bitte geben Sie den Dank an Herrn Landrat Woide und die Mitarbeiter des Gebäudemanagements, der Bauabteilung, der Beschaffung und der EDV in der Wörthstraße weiter. Unsere Schule ist durch den gelungenen Umbau und die Neuausstattung im Obergeschoss ein Lern- und Lebensraum geworden. Dieser Prozess muss und wird weitergehen, darauf dürfen sich alle in den nächsten Monaten und Jahren freuen.

Doch es gab in meiner Zeit als Schulleiterin der Von-Galen- Schule nicht nur erfreuliche Zeiten – Aggressionen aus dem Hinterhalt gegen die Schule in nächtlichen Einbrüchen haben zeitweilig den Schulalltag bestimmt und manche Ängste geschürt. In dieser Zeit war es wohltuend, den geistlichen Beistand des Schulseelsorgers zu spüren. Es ist eine tiefe Bindung an die evangelische Ortskirche entstanden, die ich nicht missen möchte. Dass nicht immer alle zufrieden sind mit der Arbeit von Schule und mit den Chancen, die Schule in Form der Noten und Abschlüssen vergibt, ist nachvollziehbar. Nie darf aber diese Unzufriedenheit in Hass umschlagen, wie er uns mitunter leider auch entgegenschlägt.

Wenn ich heute gehe, gehe ich noch nicht ganz. Ich werde die Von-Galen-Schule als stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins noch ein bisschen unterstützen, und im Eichenzeller Partnerschaftsverein die Verbindungen mit Wicklow und Montigny weiter pflegen.

Ich wünsche meiner Nachfolgerin Bianka Roth eine glückliche Hand für die Weiterentwicklung der Schule. Ich hoffe für alle, dass zuerst wieder ein normaler Schulalltag mit täglichem Unterricht für alle beginnen kann und dass die Schule von einer Infektionswelle verschont bleibt. Inhaltlich könnte die VGS ihr Ganztagsangebot weiterentwickeln und die Digitalisierung vorantreiben.

Für all diese Vorhaben wünsche ich ein gutes Gelingen und optimistische tatkräftige Menschen in Verantwortung.

Auf Ihr aller Wohl zum Wohle der VGS!

Ihre Christine Büttner

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